Philip Yaeger, Gründungsmitglied der IGFM

Ab sofort stellt sich auf unserem Blog jeden Monat ein Vorstandsmitglied der IG Freie Musikschaffende vor.

Philip Yaeger, geb. 1976 in den USA, arbeitet er seit seinem 15. Lebensjahr als freischaffender Musiker.

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Philip Yaeger (foto credit ©Severin Koller)

“Ich habe ziemlich früh die dunkleren Seiten des Musikgeschäfts kennengelernt, u.a. wie schwierig es sein kann, als Musiker zu überleben. Ich hatte jahrelang verschiedene „Brotjobs“, damit ich meiner Berufung nachgehen konnte. Dabei dachte ich schon immer, dass diese Arbeit eigentlich besser bezahlt werden müsste. Nach und nach habe ich erkannt, dass diesem Missstand zwei Probleme zugrunde liegen.

Erstens: Manche Instanzen, die zwischen Musikschaffenden und ihrem Publikum stehen – VeranstalterInnen, Plattenfirmen, ManagerInnen o.Ä. – nutzen gern unsere Leidenschaft zur Musik aus. Nicht alle! Aber genug, um die Branche zu prägen.
Zweitens: Allzu oft gibt es MusikerInnen, die um weniger Geld spielen – und wenn den EntscheidungsträgerInnen Qualität und Fairness egal sind, kriegt diese Person auch den Job.

Kurz gesagt: Musikschaffende können nur eine bessere Verhandlungsposition erreichen, wenn wir solidarisch agieren – aber das Musikgeschäft hält uns davon ab, genau das zu tun.

Als ich vor 16 Jahren nach Österreich kam war mein erster Eindruck, dass es hier wesentlich leichter ist, von der Musik zu leben – doch der Zusammenhalt unter Musikschaffenden war damals schon schwach. Das hat sich zwar mittlerweile ein wenig gebessert, aber es ist noch ein weiter Weg – und besonders jetzt ist es wichtig, dieses Bewusstsein zu stärken. Die Mechanismen, die die Gesellschaft zusammenhalten und vor der Verwüstung des ungezügelten Kapitalismus schützen, verschwinden. Ich sehe die Verhältnisse hereinschleichen, die ich von früher kenne. Aber wenn wir als Kollektiv, als Branche agieren, können wir dem entgegenwirken: Ohne uns gibt es keine Musik, daher müssen wir mitbestimmen dürfen, unter welchen Bedingungen wir leben und arbeiten.

Wir dürfen eines nicht vergessen: dass wir Teil der Gesellschaft sind! Wiederum können wir ohne die andere Seite (Publikum, Management,…) auch nicht überleben oder gar existieren. Wir machen Musik für andere Menschen, nicht für uns allein. Und unsere Probleme spiegeln auch die Probleme der Gesellschaft wider:

Wenn wir Positives bewirken auf politischer Ebene, dann hat es für alle einen wichtigen symbolischen – und vielleicht auch konkreten – Effekt.